Vertiefende Gedanken

Selbstverständnis von Geistlicher Begleitung

Geistliche Begleitung wird in den Publikationen unterschiedlich definiert und beschrieben.

Diese lebendige Weite auf Christus hin ausgelebt ist aus meiner Sicht ein großer Gewinn und kann ein Beitrag zur Einheit des Leibes Christi sein. Dabei gilt es aber, diese Freiheit in den klaren Standards der Geistlichen Begleitung anzuwenden.

Ich erläutere in dieser Arbeit die Geistliche Begleitung nach Ignatius von Loyola.

Meinem Verständnis nach ist bei der ignatianischen Geistlichen Begleitung die „Sehnsucht des Menschen die Spur zu Gott“. Der Blick des Menschen wird bei diesem Ansatz auf den Willen Gottes und die „Unterscheidung der Geister“ gerichtet. In diesem Entscheidungsprozess findet eine innere „Ordnung des Lebens“ in der „Frage nach dem Willen Gottes“ statt. „Gott in allen Dingen suchen und finden“ ist der Fokus der Begleitung. Dabei geht es nicht darum, sich Wissen anzueignen, sondern vielmehr „das innere Fühlen und Verkosten der Dinge“. Der rote Faden im Begleitgeschehen ist „alles zur größeren Ehre Gottes“ und das „Leben in der Freiheit des Geistes“. (Die Formulierungen in „Anführungszeichen“ sind angelehnt an Zitate von Ignatius von Loyola)

Ich beginne die Erläuterung des Selbstverständnisses von Geistlicher Begleitung mit einem ganz persönlichen Gedanken: Die Geistliche Begleitung ist erlebte und gelebte Weisheit von Gott!

Diesem Gedanken liegt die Weisheit des Schöpfers allen Lebens zugrunde, der durch die Bibel verkündet:

„Und Gott, der Herr, sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist; ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht.“

Der Lesbarkeit halber verwende ich im Verlauf der Ausarbeitung den Begriff „Geistlicher Begleiter“ in der männlichen Form. Ich beziehe mich aber auf beide Geschlechter.

Geistliche Begleitung ist für mich generell ein Beziehungsgeschehen zwischen Gott und Menschen in persönlicher Gemeinschaft miteinander. Der Begleiter kann die „Hilfe Gottes sein die dem Menschen (der zu begleitenden Person) entspricht“. Konkret heißt das, dass ein Mensch mit persönlichem Gottesbewusstsein (die zu begleitende Person) einen anderen Menschen mit persönlichem Gottesbewusstsein (der Begleiter) mit der Bitte um persönliche Begleitung durch Gespräche auf seinem individuellen Lebensweg aufsucht.

In Übereinstimmung mit Gott und Miteinander werden auf geschwisterlicher Ebene (Begegnung im Erwachsenen-ICH) die Regelbegrenzungen für die gemeinsame Wegstrecke festgemacht.

Die Initiative auf dem Weg bleibt während der vereinbarten Zeit der regelmäßigen Treffen der Geistlichen Begleitung immer bei der zu begleitenden Person. Der Begleiter tritt bewusst mit seinen Anliegen und Bedürfnissen in den Gotteshintergrund, um Gott Raum zu geben, der zu begleitenden Person persönlich zu begegnen. Im Mittelpunkt steht die Beziehung der zu begleitenden Person zu Gott. Der Begleiter ist ein aufmerksamer Dabei-Seiender mit einem „offenen Ohr“ zu Gott.

Für mich persönlich ist unter vielen Segnungen Gottes die Geistliche Begleitung eine konkrete Hilfe geworden, die ER mir in seiner Weisheit geschenkt hat. Auf meinem Lebensweg habe ich die Hilfe Gottes durch andere Menschen erfahren, von denen ich jetzt im Nachhinein sage: „Wie gut, dass ich NICHT allein war!“ Ich erlebte „Hilfe, die mir entspricht“ und Gottes Weisheit wurde durch einen Menschen in meinem Leben freigesetzt!

Als Zweites nähere ich mich dem Thema Geistliche Begleitung mit einem Vers aus der Weisheitsliteratur der Schriften der Bibel an. Ich beschreibe einige Kernaspekte der Geistlichen Begleitung und zeige auf, was mir besonders wichtig geworden ist:

„Vertraue auf den Herrn mit deinem ganzen Herzen und stütze dich nicht auf deinen Verstand! Auf allen deinen Wegen erkenne nur ihn, dann ebnet er selbst deine Pfade!“

Die Geistliche Begleitung ermutigt Vertrauen zu wagen – Vertrauen in den Gott, der sich uns durch seinen Sohn Jesus Christus vorgestellt hat und im Heiligen Geist gegenwärtig ist.

Geistliche Begleitung ereignet sich in der Gegenwart Gottes durch das Wort Gottes im Vertrauen darauf, dass der Geist Gottes selber wirkt.

Die persönliche Begleitbeziehung kann ein ganzheitliches Gotteserleben fördern – eine Begegnung mit dem lebendigen Gott, in der sowohl der Geist als auch die Seele (Verstand, Gefühle, Wille) und der Körper des Menschen angerührt werden können.

Die Förderung des persönlichen Herzenszugangs zu Gott durch das Angebot vielfältiger Zugangswege gegenüber der zu begleitenden Person sollen zum „ganzherzigen“ Erkennen Gottes führen.

Das Herz ist meinem Verständnis nach der Kern des Menschen, der tiefste innere Anteil des Wesens der Person. Ich glaube, dass Gott genau in diese Tiefe des Menschen hineinkommen, in uns Wohnung machen und seine Tiefe offenbaren will… ein Erkennen von Herz zu Herz.

Das verbindliche Mitgehen des Begleiters auf dem persönlichen Weg der zu begleitenden Person kann eine Basis bereiten, auf der Vertrauen wachsen und befähigende Gnade in die jeweilige Lebenssituation hinein freigesetzt werden kann. Auch wenn Gott nicht für alles in der Welt verantwortlich ist, so hat er doch in seinem Sohn Jesus Christus für alles eine (Er)Lösung.

Gott ist in jeder Lebenssituation gegenwärtig und kann erkannt werden. Im Spannungsfeld zwischen dem SCHON JETZT und dem NOCH NICHT wirkt Gottes Gnade die Fähigkeit zum Durchbruch aus oder zum Ausharren des Menschen in seiner persönlichen Lebenssituation. Über die Offenbarung der Sinnhaftigkeit des persönlichen Erlebens hinaus bietet die Geistliche Begleitung einen Ansatz, Gott von Herzen zu Vertrauen, auch wenn das Verstehen nicht gegeben ist.

Ein authentisches Miteinander zwischen der zu begleiteten Person und dem Begleiter kann eine stabile Grundlage schaffen, auf der der Mensch in seiner persönlichen Lebensrealität wächst und reift.

Ein Ziel der Geistlichen Begleitung ist Gotteserkenntnis auf dem persönlichen Lebensweg.

In der Gotteserkenntnis liegt eine Selbsterkenntnis des Menschen verborgen, die in der persönlichen Beziehung zu Gott entdeckt werden kann… in Gott als Mensch gefunden zu werden und Gott in uns als Mensch zu finden.

Aufbauend auf dem Gedanken, dass Gott der Schöpfer ist, und der Mensch als Geschöpf in einer von Gott geschaffenen Umgebung lebt, gehe ich davon aus, dass die Fingerabdrücke Gottes an dem Geschaffenen sichtbar sind und Gottes Wesen in der Schöpfung erkennbar ist.

Das persönliche Erleben Geistlicher Begleitung kann den von Gott gefundenen Menschen fördern, sich selbst, seine Mitmenschen und die Welt aus Gottes Perspektive wahrzunehmen.

Geistliche Begleitung kann ein Beziehungserleben sein, in dem Gott für den Menschen wahrnehmbar werden kann.

Welche Aufgaben hat der Begleitende und welche hat er nicht?

Die Aufgaben und Kompetenzüberschreitungen eines Begleiters skizziere ich anhand eines Fallbeispiels. Das gewählte Fallbespiel ist ein Ausschnitt eines Ereignisses, welches in den Schriften der Bibel in Lukas 24,13-35 überliefert ist. Der Abschnitt ist in meiner Bibel mit „Erscheinung des Auferstandenen auf dem Weg nach Emmaus“ überschrieben.

Ich werde einzelne Verse aus dem Abschnitt nehmen und daran die Aufgaben des Begleiters aufzeigen. Auf die Kompetenzüberschreitungen des Begleiters gehe ich dann in einer direkt anschließenden Beschreibung ein. Die Kenntnis des überlieferten Ereignisses setzte ich voraus:

Akteure dieses Ereignisses sind zwei Jünger (zu begleitende Personen) auf dem Weg von Jerusalem nach Emmaus und Jesus (Begleiter), der sich zu ihnen auf den Weg begibt. Die zu begleitenden Personen (Jünger) unterhalten sich miteinander über die erlebten Geschehnisse.

„Und es geschah, während sie sich unterhielten und miteinander überlegten, dass sich Jesus selbst nahte und mit ihnen ging.“

Die Aufgabe eines Begleiters ist es sich auf den Lebensweg der zu begleitenden Person zu begeben.

Der Begleiter bewegt sich auf dem Lebensweg der zu begleitenden Person und geht mit.

Eine Kompetenzüberschreitung des Begleiters wäre es, über Richtung und Ziel des Weges, zu bestimmen oder gar die zu begleitende Person auf seinen eigenen Lebensweg zu ziehen.

Anders als in diesem biblischen Zeugnis ist es die zu begleitende Person, die den Begleiter aufsucht.

Die Aufgabe des Begleiters ist es zu entscheiden, ob er die Person begleiten will und kann.

„Er (Jesus) aber sprach zu ihnen: Was sind das für Reden, die ihr im Gehen miteinander wechselt? Und sie blieben niedergeschlagen stehen.“

Der Begleiter eröffnet das Gespräch, indem er eine Frage stellt. Das Stellen von Fragen ist eines der gebräuchlichsten Werkzeuge in der Kommunikation mit der zu begleitenden Person. Der Begleiter erkundigt sich durch Nachfrage, was die zu begleitende Person beschäftig.

Der Begleiter festigt durch das Stellen einer Frage die Verbindung zu der zu begleitenden Person, oder bleibt im Gesprächsverlauf in Verbindung durch Nachfrage.

Eine Kompetenzüberschreitung wäre es, wenn der Begleiter ungefragt sein Thema in das Gespräch einbringen würde.

Die Aufgabe des Begleiters ist es, sich der Bewegungsart und Geschwindigkeit der zu begleitenden Person anzupassen und gegebenenfalls stehenzubleiben und zu warten. Der Begleiter hält spontane Gefühlsregungen, Entscheidungen und Verhaltensänderungen aus, auch wenn sie zuerst sinnlos erscheinen.

„Einer aber, mit Namen Kleopas, antwortete und sprach zu ihm: Bist du der Einzige, der in Jerusalem weilt und nicht weiß, was dort geschehen ist in diesen Tagen? Und er sprach zu ihnen: Was denn?“

Aus meiner Sicht erleben wir hier einen Kernpunkt der Geistlichen Begleitung: Der Begleiter nimmt einen Gedanken der zu begleitenden Person auf. Eine wesentliche Fähigkeit des Begleiters ist es nachzufragen, obwohl er die Information selber hat, um damit der zu begleitenden Person eine Möglichkeit anzubieten, selber in die Tiefe zu gehen und etwas über die eigene Motivation mitzuteilen.

Eine Kompetenzüberschreitung wäre es, wenn der Begleiter sein Wissen ungefragt weitergibt.

Die Aufgabe des Begleiters ist es, der zu begleitenden Person über die eigene Verstandesebene hinaus eine Möglichkeit zum Wechsel über den Verstand in den Bereich der Gefühle anzubieten.

Zusammenfassend sehen wir m Verlauf der Verse 19 bis 24, wie sich die Personen nach Verbindungsaufnahme über allgemeingültige Gedanken zu tiefen Emotionen und Herzensgeheimnissen öffnen. Die Aufgabe des Begleiters ist es zuzuhören, Gefühle (auch schmerzbelastete) und deren Ausdruck auszuhalten und ihnen gegebenenfalls zu begegnen. Der Begleiter benötigt ein echtes Interesse an den Gedanken, Gefühlen, Willensbekundungen und Herzensgeheimnissen der zu begleitenden Person… und fragt gegebenenfalls nach.

Die 2 Jünger (zu begleitende Personen) befanden sich auf dem Weg nach Emmaus, was in die deutsche Sprache übersetzt HEISSE QUELLEN bedeutet. Ich glaube, dass in diesem gewählten Zielort der Jünger eine tiefe Sehnsucht verborgen ist.

Nachdem Jesus (Begleiter) „das Gespräch beendet hatte“, kommen beide zu einer bemerkenswerten Aussage:

„Brannte nicht unser Herz in uns, wie er auf dem Weg zu uns redetet und wie er uns die Schriften öffnete?“

Ich glaube, dass Jesus in der Gemeinschaft mit den Jüngern als Begleiter auf Gott hingewiesen und den Jüngern dadurch eine ganzheitliche Gottesbegegnung geschenkt hat. In dieser Gottesbegegnung wurde die Sehnsucht der Jünger im tiefsten Inneren gestillt… HEISSE QUELLEN IM EIGENEN HERZEN.

Der Heilige Geist als Begleiter

Gott ist eine trinitarische Einheit aus Vater und Sohn und Heiliger Geist.

Der Heilige Geist wird gebräuchlich als die 3. Person Gottes bezeichnet.

Mir ist klar, dass ich den Heiligen Geist nur mit begrifflichen Hilfskonstruktionen beschreiben kann und ein rationales Defizit bleiben wird. Im Bewusstsein, dass die vermittelten Gedanken wahrscheinlich bekannt sein werden, hat mich ein Zitat von Ignatius von Loyola trotz dieser persönlichen inneren Hindernisse zum Schreiben ermutigt:

„Nicht das Vielwissen sättigt die Seele und gibt ihr Befriedigung, sondern das innere Schauen und Verkosten der Dinge.“

Zunehmend empfinde ich die Sehnsucht Gottes nach Gemeinschaft mit uns Menschen.

Gott selbst will uns in Gemeinschaft begegnen und berühren, um uns seine Liebe erfahren zu lassen. Gott hat uns ein für alle Mal seine Liebe in seinem Sohn Jesus Christus am Kreuz von Golgatha erwiesen, und genau aus dieser Liebe heraus schenkt Gott uns die Gemeinschaft des Geistes.

„Die Gnade des Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes (sei) mit euch allen!“

Als ersten Zugang zum Heiligen Geist wähle ich Gott als den Schöpfer allen Lebens.

Ein wesentliches Merkmal der Geistlichen Begleitung nach Ignatius ist es zu erkennen,

„wie der Schöpfer mit seinem Geschöpf umgeht“… und der Geist Gottes ist Schöpfergeist.

Der Heilige Geist als Schöpfergeist geht mit uns Menschen als seinen Geschöpfen um.

Gott in allen Dingen zu suchen und zu finden ist ein Erbe, dass wir in der ignatianischen Geistlichen Begleitung entdecken und weitergeben sollen. Ich als Geistlicher Begleiter verbinde mit der Verwaltung dieses Erbe auch einen Auftrag zum Dienst an den Menschen.

„Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde. Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis war über der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser. Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen als unser Bild, uns ähnlich!

Im Fokus dieses Beitrags liegt die Personalität und der Charakter des Heiligen Geistes als Begleiter.

Meinem Verständnis nach ist ein Begleiter ein Dabei- Seiender.

Gott offenbart sich im Gesetz mit dem Namen Jahwe (2.Mose 3,14.15), was auch mit der Dabei-Seiender übersetzt werden kann. In den Propheten wird ein Immanuel verheißen (Jes.7,14). Der Name Immanuel bedeutet „Gott mit uns“. Diese Verheißung wird mit dem Kommen Jesu erfüllt (Mt.1,23). In der jüdischen Kultur und Tradition, in die Jesus ja bekanntlich hineingeboren wurde, weisen Namen auf den Charakter und das Wesen einer Person hin. Jesus selbst bestätigt die Erfüllung der Verheißung in seiner Person – Gott mit uns – vor seiner Himmelfahrt gegenüber seinen Jüngern mit den Worten:

„Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters.“

Im nun folgenden Abschnitt gehe ich auf die Person des Heiligen Geistes ein, wie Jesus gemäß den Schriften der Bibel den Heiligen Geist beschrieben hat. Ich beziehe mich dabei auf das Zeugnis eines Gespräches zwischen Jesus und seinen Jüngern vor der Kreuzigung, wie es im Evangelium durch Johannes überliefert wurde:

„Und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, dass er bei euch ist in Ewigkeit, den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht noch ihn erkennt. Ihr erkennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein. Ich werde euch nicht verwaist zurücklassen, ich komme zu euch.“

Im weiteren Verlauf des Gespräches sagte Jesus zu seinen Jüngern:

„Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“

Ich entnehme dieser Bibelstelle, dass Jesus seinen Gott und Vater um die Sendung des Heiligen Geistes für seine Jünger bittet. Für mich ist das sogenannte Pfingstereignis (Apostelgeschichte 2) der Beweis, dass Gott der Vater die Bitte Jesu erhört und den Heiligen Geist auf die Erde gesandt hat.

Das bedeutet für mich in letzter Konsequenz, dass der Heilige Geist in dieser Welt gegenwärtig ist.

Jesus beschreibt den Heiligen Geist gemäß der oben genannten Bibelstelle gegenüber seinen Jüngern als „anderen Beistand“. Ich verstehe diese Worte als Beistand einer anderen Art und will darauf eingehen:

Gott hat sich uns Menschen in seinem Sohn Jesus Christus vorgestellt.

Obwohl Jesus ganz Gott ist, hat er in der Gestalt eines Menschen aus Fleisch und Blut im Heiligen Geist auf der Erde gelebt.

Ich denke es ist gerechtfertigt zu sagen, dass Jesus zur damaligen Zeit ein Beistand für die Menschen in seinem Einflussbereich war. Meines Wissens nach kann Beistand auch mit Fürsprecher, Helfer und Tröster übersetzt werden… alles Attribute, die ich im Zeugnis der Bibel über das Leben Jesu in den Begegnungen und Berührungen in Gemeinschaft mit den Menschen erkennen kann.

In meiner persönlichen Beziehung zu Jesus kann ich den Beistand bezeugen… ich habe Trost in Leid und Traurigkeit erhalten, Fürsprache in Anklage und Verurteilung erlebt und praktische Hilfe in komplexen Herausforderungen empfangen. Den Beistand des Immanuel Gottes (Gott mit uns) habe ich unzählige Male durch den Heiligen Geist erfahren.

Aus dem Zeugnis der Schriften der Bibel in Übereinstimmung mit meinen persönlichen Erfahrungen heraus komme ich zu folgender Aussage: Wenn Gott in seinem Sohn Jesus Christus als Mensch aus Fleisch und Blut mit den Jüngern gewesen ist, dann ist er es jetzt als Beistand einer anderen Art im Heiligen Geistes mit uns als seinen Jüngern.

Als nächsten Schritt vertiefe ich den Gedanken über den Heiligen Geist als „anderen Beistand“ und greife auf das Zeugnis durch einen Jünger Jesu zurück. Paulus schreibt inspiriert durch den Heiligen Geist in einem Brief an die Gemeinde in Korinth folgende Worte:

„Sondern wie geschrieben steht: „Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben.“ Uns aber hat Gott es offenbart durch den Geist, denn der Geist erforscht alles, auch die Tiefen Gottes. Denn wer von den Menschen weiß, was im Menschen ist, als nur der Geist des Menschen, der in ihm ist? So hat auch niemand erkannt, was in Gott ist, als nur der Geist Gottes. Wir aber haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der aus Gott ist, damit wir die (Dinge) kennen, die uns von Gott geschenkt sind.“

Paulus zitiert an dieser Stelle Verheißungen Gottes aus den Propheten und verbindet die Worte mit der Botschaft der Erfüllung in und durch Jesus Christus.

Aus diesem Bibeltext habe ich für mich entnommen, dass der Geist als „anderer Beistand“ aus den Tiefen der Gottheit zu uns gekommen ist und sich uns Menschen vorstellt. So wie Jesus Gott den Vater bekannt gemacht hat, so gibt sich Gott uns selber im Heiligen Geist zu erkennen.

Was über viele Generationen nur für ein paar wenige Menschen (Könige, Priester, Propheten) zur Erfüllung einer bestimmten Aufgabe möglich war, hat Gott der Vater durch seinen Sohn für alle möglich gemacht die IHN lieben! Der Geist Gottes ist gekommen, um in jedem Menschen sein zu können und Gott zu offenbaren.

„Und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, dass er bei euch ist in Ewigkeit, den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht noch ihn erkennt. Ihr erkennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein. Ich werde euch nicht verwaist zurücklassen, ich komme zu euch. Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“

Nun bewege ich mich abschließend auf dem Zeitstrahl aus der Vergangenheit in Richtung unserer Gegenwart weiter und beziehe mich auf Jesu Worte an seine Jünger nach seiner Auferstehung:

„Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden. Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern, und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiliges Geistes, und lehrt sie alles zu bewahren, was ich euch geboten habe! Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters.“

Meinem Verständnis nach bezieht sich Jesus mit seinen Worten auf den Heiligen Geist als „anderen Beistand“. Jesus ist in und durch den Heiligen Geist bei uns als seinen Jüngern.

Dieser sogenannte Missionsbefehl kann uns in die Lage versetzen darüber nachzudenken, ob Geistliche Begleitung ein Dienst der Kirchengemeinde an allen Menschen sein könnte und sich nicht ausschließlich auf Christen bezieht.

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