Rettung aus Todesgefahr 3

In diesem mehrteiligen Blog gebe ich Dir Anteil an einem ganz persönlichen Gotteserleben aus dem Umfeld meines Berufes als Polizist in Hamburg. Falls Du an dieser Stelle in den Blog eingestiegen bist empfehle ich Dir, zuerst Rettung aus Todesgefahr Teil 1 und 2 zu lesen.

VERGEBUNG

In diesem Zustand der inneren und äußeren Erschöpfung kam ein hilfsbereiter Anwohner in Begleitung eines Polizisten zu mir und reichte mir eine mit lauwarmem Wasser gefüllte Metallschale und weiße Papiertücher, um die Wunden zu reinigen und die Verschmutzungen abzuwaschen. Während ich mich wusch wurde mir plötzlich Gottes Gegenwart bewusst. Ich spürte eine Kraft auf mich kommen, die unvermittelt in mein Innerstes eindrang und sich mit mir verband. Es fühlte sich an, als wenn Liebe wie eine Flüssigkeit in mein Herz gegossen wurde. Augenblicklich kam Barmherzigkeit gegenüber dem brutalen Täter in mir auf und überwältige mich.

Im Bewusstsein der Liebe Gottes formte sich schlagartig der Gedanke in mir, dem festgenommen Mann die mit Wasser gefüllte Metallschale und die weißen Tücher zu reichen, damit er sich ebenfalls waschen und seine Wunden versorgen konnte bis die alarmierten Sanitäter eintrafen. Aus der inneren Bewegung der Barmherzigkeit heraus stand ich von der Motorhaube des Streifenwagens auf und ging auf den Täter zu. Er stand mit gesenktem Haupt und mit Handschellen gefesselt zwischen zwei Polizeibeamten, die ihn festhielten. Ich ging direkt zu ihm, stellte mich aufrecht vor ihn und schaute ihn von unten bis oben an. Auch er hatte ein verletztes und blutverschmiertes Gesicht. Der Täter hob seinen Blick und schaute mich verwundert an. In dieser Situation fühlte ich mich von Gott getragen und tat das denkbar unmögliche:

Mit einem Blick in die Augen des Täters bot ich ihm durch Worte und Gesten die Schale und die weißen Papiertücher zur Versorgung seiner Wunden an.

Die dabeistehenden Kollegen beobachteten mit verblüfftem Staunen die Situation. Sie hielten es aber für sicherer, dem Täter in diesem Moment nicht zu helfen und schon gar nicht die Handschellen zu lösen. Sie befürchteten, dass er den Moment ausnutzen und erneut angreifen oder fliehen könnte. Ich verstand ihre Reaktion und ging mit der Schale und den Tüchern wieder zurück zum Streifenwagen, setzte mich erneut auf die Motorhaube und wartete auf den Rettungswagen, der kurze Zeit später eintraf.

Erst Monate später wurde mir das volle Ausmaß dieser Handlung bewusst:

Gottes Liebe hat mir sein Erbarmen für den Täter gezeigt und mir Zugang zu seiner befähigenden Gnade gewährt, sodass das Unmögliche möglich wurde:

Ich konnte dem Täter schon direkt nach der brutalen Gewalttat vergeben.

Im gesamten sich nach der Tat anschließenden Prozess der Regeneration und Rehabilitation habe ich niemals Bitterkeit, Hass- oder Rachegefühle gegen den Täter gespürt. Durch meine Vergebung lösten sich auch der Schmerz, die Trauer und die Wut. Sie schenkte mir eine innere Gelassenheit gegenüber diesem Menschen und seiner Tat. Durch diese geschenkte innerliche Freiheit war ich später auch in der Lage, im notwendigen Aufarbeitungsprozess innere Heilung zu empfangen. Dieser Mensch hatte sich an mir schuldig gemacht. Ich habe ihm durch Wort und Tat seine Schuld an mir vergeben. Es spielt dabei keine Rolle, ob der Täter die Vergebung angenommen hat und die Tat bereute oder nicht. Ich war frei und konnte von Gott Heilung meiner inneren Verletzungen empfangen.

Noch heute, viele Jahre nach dieser Tat, staune ich über Gott und sein wunderbares Eingreifen. Die Kraft der Liebemacht Gottes an mir löste in meiner Gebrochenheit eine Erwiderung seiner Liebe aus. Als eine Antwort auf Gott und seiner Liebe zu mir wurde ich in die Lage versetzt dem Täter zu vergeben.

Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat.“

(1.Johannes 4,19)

Der Akt der Vergebung gegenüber dem Täter durch das Angebot der Wasserschüssel und den Tüchern betrachte ich heute als meine Reaktion auf die überwältigende Liebe Gottes, die sich durch sein Erbarmen ausdrückte und mir befähigende Gnade zur Vergebung schenkte. Im erlebten Unrecht durch die Gewalttat gegen mich, dessen Wucht und Gewicht mich persönlich überstieg, empfing ich völlig unverdient Gottes Gnade. Aber es brauchte auch meine persönliche Entscheidung, um das gegen mich begangene Unrecht zu vergeben.

Gott erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus, als wir noch Sünder waren, für uns gestorben ist.“

(Römer 5,8)

Ich glaube, dass diese befähigende Gnade zur Vergebung in und durch die Person Jesus Christus am Kreuz von Golgatha freigesetzt, allen Menschen zugänglich gemacht und sich vielfach in der Geschichte bis heute erwiesen hat.

Und als sie an den Ort kamen, der Schädel(stätte) genannt wird, kreuzigten sie dort ihn und die Übeltäter, den einen zur Rechten, den anderen zur Linken.

Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen! Denn sie wissen nicht, was sie tun.“

(Lukas 23,33)

Ihn hat Gott vor den Augen aller Welt zum Sühneopfer für unsere Schuld gemacht. Durch sein Blut, das er vergossen hat, ist die Sühne geschehen, und durch den Glauben kommt sie uns zugute.“

(Römer 3,25b – Neue Genfer Übersetzung)

Der Glaube daran, dass ein völlig Unschuldiger aus Liebe für Deine und meine Schuld diesen grausamen Tod gestorben ist, um Gerechtigkeit zu erwirken, ist für mich die Grundlage aller Vergebung. Im Glauben und Vertrauen an Jesus Christus als Stellvertreter für uns ist die Gnade zur Vergebung für uns zu finden und in jeder Situation anzuwenden.

Den nächsten Beitrag dieser Reihe schreibe ich unter der Überschrift „Göttlicher Schutz“.